Helga Engl-Wurzer hat sich wieder auf Schiffsreise begeben und uns hier Ihre Eindrücke von der neuen Explora I geschildert.
Freitag, 1. September 2023 Wien-Glasgow
Angenehmer, erstaunlich ereignisloser Flug mit AUA und Lufthansa über Frankfurt nach Glasgow.
Wir checken im IBIS Stiles im Zentrum von Glasgow. Dann geht’s mit Hop On Hop Off auf Sightseeing durch Glasgow. Sind wirklich interessiert und motiviert, extra zwecks Schönheit und Attraktionen kommt man ja nicht hierher. Immerhin ist die Glasgow als Einkaufsstadt bekannt und es gibt sehr gute „Basketmusiker“ auf den großzügigen Fußgängerzonen.
Das Dinner im italienischen Restaurant ist großartigen – die besten Muscheln ever ! und der Schokokuchen mit Eis – ein Traum.
Samstag, 2. September 2023 – Glasgow-Greenock-Explora Journeys
Noch eine kurze Shoppingrunde in Glasgow und wir nehmen uns ein Taxi nach Greenock, wo die Explora I auf uns wartet. Wir sehen das Schiff, es ist das Einzige in Greenock, also fast Touristenfreie Zone. Die richtige Einfahrt zum Hafenterminal zu finden ist allerdings nicht so einfach, wie eine ganze Reihe von Taxlern feststellen muss.
Der Check-In ist wiederum gänzlich unkompliziert und schnell, da wir alle Daten schon vorher im System eingegeben haben. Einzig das mit den Kofferanhängern ist noch ausbaufähig: Man druckt sich diese ja selbst aus, bekommt angeblich per Post die Hüllen, was natürlich nicht passiert. Hüllen gibt´s auch vor Ort, steht zumindest in den Unterlagen. Vor Ort gibt`s auch keine Hüllen, oder es ist zu kompliziert und jemand schreibt ganz einfach die Suite Nummer auf ein Band und das wird an den Koffer geklebt – nicht sonderlich elegant, aber effizient.
Endlich betreten wir das Schiff – werden mit Champagner in Empfang genommen. Das Schiff ist ja schon von außen wunderschön, und Innen ist es atemberaubend. Großzügige Lobby Bar, edle Geschäfte, die Rezeption und der Tourdesk sind im Hintergrund. Schöne Möbel, gedeckte Farben, gediegene Dekoration, kreative Beleuchtungskörper zeigen italienische Eleganz.
Bei herrlichem Wetter machen wir den ersten Rundgang auf den oberen Decks. Großzügige Außenanlagen, mehrere Pools, Bars und viele Whirlpools laden zum Verweilen ein. Die Liege- und Sitzmöbel sind sehr bequem und auch optisch schön, es scheint sehr viel Platz zu geben mit Nischen und großzügigen Loungeliegen, richtig chillig.
Eine schottische Dudelsackformation verabschiedet uns und wir verlassen Greenock, vorbei an wunderschöner Landschaft bei schöner Abendsonne.
Das Abendessen nehmen wir im Buffetrestaurant Emporium Marketplace ein. Wiederum sehr großzügig sowie stylish möbliert und dekoriert, mit einem unglaublich großen Angebot an Speisen. Das Service ist freundlich und gut. Die Speisen werden mitunter frisch gekocht, hinter Glas angerichtet und gereicht – finde ich sehr gut, muss ja nicht jeder in die Töpfe greifen, sich zu viel aufladen und ein Chaos anrichten. Das Roastbeef ist wohl das Beste, das ich je gegessen habe. Der Chardonnay aus Südafrika dazu war ebenfalls hervorragend.
Sonntag, 3. September 2023 - Seetag ungeplant (Port William)
Wir sollten Port William auf den Äußeren Hebriden anlaufen. Allerdings können die Tenderboote aufgrund der hohen See nicht in den Hafen übersetzen. Also fällt der Besuch der westlichen schottischen Highlands leider aus. Übrigens – wir haben eine Kapitänin, finde ich ja großartig!
Dafür erkunden wir nach dem großartigen Frühstücksbuffet im Empoium Marketplace das Schiff, trinken einen Kaffee in CAFE CREMA, wo grad sehr viel los ist und der Cappuccino für manche zu lange auf sich warten lässt. Der American Coffee zum Frühstück hat es kaum aus der Tasse geschafft, sehr dünn. (Es gibt auch besten Cappuccino zum Frühstück)
Auch beim Tour-Desk waren wir, um Ausflüge zu buchen. Der junge bemühte Mann hatte allerdings gar keine Ahnung, ich glaube der wusste nicht wirklich in welchen Teil der Welt wir uns befinden. Einen Ausflug hat er geschafft, den Rest schauen wir uns online selber an. Buchen kann man allerdings online nicht, auch Restaurantreservierungen kann man in der App nicht machen. Die Explora App ist sonst praktisch und bietet alle Infos über die Reise und Aktivitäten an Bord. Gescheit wäre vielleicht, wenn bei den Locations (Restaurants, Bars etc.) das Stockwerk dabeistehen würde.
WiFi ist im Übrigen jederzeit verfügbar und frei!
Für das Abendessen haben wir eine Reservierung im Marble & Co. Grill vorgenommen (War aber offensichtlich nicht notwendig ist, wir wurden um 20:00 Uhr statt 21:00 Uhr ohne Probleme eingelassen). Das Steak und auch der Fisch waren hervorragend. Der Raum ist schick gestaltet, aber ein wenig dunkel.
Anschließend gibt´s noch guten Jazz, vorgetragen von der Bordband in der Astern Lounge. Diese Lounge ist wiederum in Weiß gehalten, die Innenarchitekten konnten sich auf diesem Schiff so richtig austoben.
Montag, 4. September 2023 – Seetag ungeplant (Hebriden)
Der morgendliche Weckruf der Frau Kapitän, Kapitänin, Ladies Captain verheißt nichts Gutes. Starke Winde könnten den Landgang in Stornoway auf der Insel Lewis (Hebriden) schon wieder verhindern. War die Wahl der Route die Richtige?
Also noch ein unfreiwilliger Seetag, wie sich herausstellt zu Recht. Die Wellen sind sehr hoch, ordentlicher Seegang – mit Tenderbooten an Land gebracht zu werden, ergibt tatsächlich keinen Sinn. Wir verbringen einen schönen Tag an Bord, schön langsam finden wir uns zurecht.
Die Kabine ist ein Raumwunder, der große Spiegel lässt sie größer erscheinen, als sie ist. Die eleganten dunklen Holzmöbel bieten genügend Platz für mehrere Kofferinhalte. Großer Screen mit ebenso großem Filmangebot, Kühlschrank, Nespresso, gemütliche Couch, großes Bett, Garderobe mit Ganzkörperspiegel, Raumteiler mit Deko und Bücher – da sind die Innenarchitekten wirklich auf die Bedürfnisse eingegangen. Besonders praktisch ist die begehbare Garderobe mit Schminktisch und einem Dyson Föhn in einer dafür designten Lade – episch. Das Badezimmer mit großer Dusche bietet ebenfalls ausreichend Platz für das ganze Zeugs, das man so mit sich führt.
Die Terrasse hat einen Tisch mit 2 schönen Stühlen und ein sensationelles Daybed. Diese Reise ist wetterbedingt mehr nach Innen ausgerichtet, aber im Süden würde ich mich von hier wohl kaum wegbewegen.
Für das Dinner wählen wir das Fil Rouge mit französisch inspirierter Küche. Tatsächlich ein absoluter Genuss in schöner Umgebung mit professionellem, freundlichen Service.
Dienstag, 05. September 2023 – Orkney´s
Juhuuuuu - wir können endlich an Land gehen in Kirkwell, der Hauptstadt der Orkney´s. Ein sehr gut geführter Ausflug bringt uns zu den prähistorischen, UNESCO gekürten Ausgrabungen. Brodgar ist ein Ring von großen, aufrecht stehenden Steinen, die um 2700 vor Christi aufgestellt wurden. Ebenfalls absolut sehenswert Skara Brea, eine Ansiedlung aus der Steinzeit. Darüber hinaus wunderschöne Landschaft mit sehr vielen Rindern und Schafen. Kirkwell selbst ist eine sehr kleine Stadt mit einer Hauptstraße und einer sehr großen, schmucklosen Kirche und den Überresten einer Burg. Einmal rauf und runter, in alle Geschäfte rein – nichts gekauft!
Wieder an Bord gehen wir wieder in den Emporium Marketplace. Das Buffetrestaurant ist einfach unglaublich. Die Speisen werden frisch zubereitet und von freundlichen Köchen präsentiert. Die Auswahl ist endlos, von Sushi über Pasta, Fleisch, Fisch, Asiatisch……. Die Bäckerei und der Pizzaofen darf nicht vergessen werden, und erst das Nachtischbuffet, einfach großartig!
Was mir gerade aufgefallen ist, die Stufen zwischen den Stockwerken sind zu schmal, die gutgemeinten Rutschbänder bergen zusätzlich Stolpergefahr. Wir vermeiden auf Schiffen immer den Lift und gehen in der Regel zu Fuß, zwecks Bewegungsdranges.
Abendessen im Med Yacht Club, mediterrane Küche vom Feinsten. Abgesehen vom großartigen Buffetrestaurant gibt es dieses Restaurant und das Fil Rouge. Beide Restaurants sind schick aber nicht „overdone“, nicht zu groß und man benötigt keine Reservierung und sie sind für Frühstück, Lunch und Dinner offen. Das ist ein sehr gutes Konzept als Alternative zu den großen Ballroom Restaurants auf anderen Schiffen. Die Speisekarte ist umfangreich, man fühlt sich dennoch nicht genötigt ein 8 Gang Menü zu sich zu nehmen, eben wie in einem sehr guten Stadtrestaurant.
Der Tag klingt in der Journeys Lounge aus. Ein superschönes Konzert unter dem Motto Candlelight & Swing. Großartige Interpreten von Frank Sinatra bis Dean Martin werden vom großen Bordorchester begleitet.
Mittwoch, 6. September 2023 – Färöer (statt Shetland)
Große Verwirrung schon am Vorabend. Informationen über die Änderung der Reiseroute finden wir an der Zimmertür, wohl verfrüht, da die Kapitänin noch keine Meldung gemacht hat. Ausflugstickets wurden auch gedruckt – aber allesamt sind falsch. Also – die Shetland Bonys werden wir nicht zu Gesicht bekommen, wir fahren gleich zu den Färöer-Inseln, weil angeblich eine Sturmfront mit 6 Meter hohen Wellen von Kanada Richtung Island unterwegs ist und wir schnell nach Island müssen, um bei den hohen Wellen nicht auf dem offenen Meer zu sein. Enttäuschend – vielleicht war die Route für diese Reise doch nicht geeignet oder die Kapitänin zu unmutig. Wir werden es nie herausfinden, allerdings sind 2 Landgänge und 4 Seetage in einer Woche Kreuzfahrt nicht optimal!
Der Ausflug auf die Färöer Insel war dann doch sehr schön. Anfänglich im Hafen von Tórshavn, der Hauptstadt, gibt es noch dichten Nebel, aber dann auf der Insel Vágar scheint sogar ein wenig die Sonne. Wunderschöne Landschaft, viele Schafe, Seen, Wasserfälle, kleine Dörfer mit hübschen, bunten grasbedeckten Häusern. Wir bekommen eine sehr gute Fischsuppe sowie Kuchen und Kaffee in einem alten authentischen „Gasthaus“ in einem 30 Seelendorf serviert, und gehen zufrieden wieder an Bord.
Heute nehmen wir das Dinner wieder im Emporium Marketplace auf Deck 11 ein. Die fantastische Küche und das hervorragende Service können wir auch hier im Buffetrestaurant genießen. Frisch gekocht, schön angerichtet und freundlich gereicht. Dazu Rosé Champagner von Moet, Herz was willst du mehr!
Donnerstag, 7.und 8. September Seetag Unfreiwillig!
Unsere Kabine 7109 knarrt, gerade so als ob eine Maus in der Zwischendecke die Isolierung anknabbert. In der Nacht ist das sehr irritierend und wir holen einen Techniker, offensichtlich sind wir nicht die einzige Kabine, die komische Geräusche von sich gibt. Der Kabinentausch läuft sehr freundlich und effizient ab. Während wir lunchen, übersiedelt der Zimmerboy unsere Belongings. Jetzt sind wir vorne rechts, statt hinten links – alles Seitenverkehrt – wir müssen uns neu orientieren und haben eine größere Terrasse, was aber bei den Wetterverhältnissen leider unnütz ist.
Das Programm an Bord ist sehr umfangreich. Fitnessangebote gibt´s über den Tag verteilt, Vorträge, Tanzstunden, Traveltalks, Fotoworkshops und Kunstlehrgänge. Musikalisch begleitet die Reise eine große Band, die in verschiedenen Genren unterwegs ist. Besonders gut gefällt uns Hanna Mia eine isländische Musikerin und Geschichtenerzählerin.
Der kulinarische Höhepunkt ist wohl das SAKURA mit feinster asiatischer offener Küche. Alles wird frisch von den 7 Köchen, die man beobachten kann, zubereitet – großartig.
Nicht zu vergessen, die vielen schön und gemütlich gestalteten Bars und Lounges. Es gibt wohl kaum ein Getränk, dass es hier an Bord nicht gibt, vom Single Malt Whisky, über exquisite Weine bis zum Moet in Rose und Brut – und alles ist im Preis inkludiert.
Das Publikum an Bord ist deutlich jünger als z.b. auf der Europa II. Sehr viele Amerikaner und Kanadier scheinen das neue Schiff erkunden zu wollen, darunter sind Silversea und Christal Cruise Kunden. Italienisch, Spanisch und Portugiesisch ist immer wieder zu hören, Deutsch eher weniger.
Die Hosts, so wird die Crew hier an Bord genannt, sind international und multikulti aufgestellt. Asien ist natürlich am stärksten vertreten, die sind auch die besten Dienstleister. Aber auch Hosts aus Afrika, Südamerika, Australien und Europa betreuen die Gäste an Bord sehr freundlich und professionell. Ich bin positiv überrascht, dass hier an Bord wirklich alles gut funktioniert, obwohl das Schiff ja noch nicht so lange auf See ist.
Die Offiziere bekommt man nicht zu Gesicht, auch die Kapitänin begibt sich nicht unters Volk, eine offizielle Vorstellung der Führungscrew hat auch nicht stattgefunden, aber vielleicht ist das eh nicht mehr modern.
Die Hosts machen das jedenfalls wett, es scheint gute Stimmung an Bord zu herrschen, Alle sind aufmerksam, freundlich und scheinen auch natürlich gut gelaunt.
Samstag, 9. September – Reykjavik - Island
Unspektakulärer Abschied von der Explora I. Nach der Passkontrolle der örtlichen Behörden in der Lounge sind wir einfach so von Bord gegangen. Es ist immer wieder erstaunlich wie wenig sich Reedereien um einen schönen Abschiedsmoment kümmern – das ist übrigens fast überall so.
Da stehen wir also im Nebel und bei 8 Grad vor dem Schiff mit unseren Koffern und sind uns selbst überlassen. Taxis gibt es wenige – in einer doch längeren Schlange warten wir. Wir haben uns dann doch nicht für den Mietwagen entschieden, sondern haben gleich den Taxler angeheuert für eine Islandrundreise. Nach unserem letzten Besuch in Island vor 9 Jahren, haben sich die Sehenswürdigkeiten am goldenen Dreieck nicht geändert, aber wir haben sie schöner wahrgenommen, weil das Wetter einfach besser ist und wir offensichtlich entspannter! Reykjavik hat sich sehr verändert, viele neue Gebäude, im alten Hafen sind nur noch wenige Kneipen vorhanden, das Hafengelände ist runderneuert.
Nach so viel Luxus sind wir wieder in der realen Welt angekommen, fahren mit dem Bus zum Flughafen, der auch neu erscheint, und warten auf den Abflug.
Abflug mit Austrian Airlines nach Mitternacht und pünktliche Ankunft in Wien.
Fazit: Eine schöne Reise, wenn auch nicht planmäßig durchgeführt, da 3 Destinationen gestrichen wurden. Das Schiff ist Außen wie auch Innen wunderschön, edel eingerichtet und dekoriert. Die Küche ist einfach großartig und das Service hervorragend!
Wir gehen gerne wieder auf eine Explorer Journey Reise – Das nächste Mal in eine südlichere Region unsere Erde.