Bei meinem Kurztip nach Island erlebte ich „Natur Pur“ geballt und hautnah: imposante Wasserfälle, die laut tosend in die Tiefe stürzen begeisterten mich ebenso wie der malerische Nationalpark Pingvellir. Aber erst die Gastfreundschaft der Isländer machten meinen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Nachdem meine Reise immer nur auf 3 Tage angelegt war (eine sog. Site-Inspection für eine zukünftige Reise meiner Kunden), weiß ich jetzt, dass Sie sich mehr Zeit nehmen sollten, um Europas zweitgrößte Insel vollständig zu entdecken. Viel mehr Zeit, denn es lohnt sich.
Lieselotte Pranzl
März 2018
Tag 1
Gleich nach Ankunft auf der Insel fahren wir erstmal zur Entspannung in die Blaue Lagune, die sich auf halbem Weg zwischen Flughafen Keflavik und Islands Hauptstadt Reykjavik befindet. Die Blaue Lagune ist ein Salzwassersee mit blau-weißer Farbe, die von Kieselalgen herrührt. Das Thermalwasser der Lagune hat zwischen 37 und 42 Grad und hilft nicht nur müde Glieder zu beleben (sondern auch bei Hauterkrankungen).
Wir wohnen im Hotel Marina. Ein cooles und witziges Haus in typisch nordischem (etwas kühlem) Design. Die Lobby ist zwar bunt, die Zimmer dafür karg und bestenfalls funktional eingerichtet. In den Zimmern finden sich dementsprechend Tipps an der Wand, was man mit seiner Zeit besser anfangen könnte, als sie eben im Zimmer zu verbringen. Am Abend jedenfalls empfiehlt es sich die gemütliche Bar des Hotels zu besuchen, die in ganz Reykjavik bekannt und sehr beliebt ist. So kann man schnell mit Einheimischen ins Gespräch kommen.
Das Abendessen im Restaurant Kopar (liegt in Gehweite zum Hotel am Hafen) bietet exzellente Fischgerichte und noch exzellentere (nicht unbedingt günstige) Weine. Ein Glas Pinot Grigio kostet rund 9 Euro.
Tag 2
Wir erkunden mit dem Jeep die isländische Südküste. Es geht entlang der Ringstraße vorbei an den Vulkanen Hekla und dem auch bei uns recht bekannten Eyjafjallajökull. Bekannt, weil dieser Vulkan dem europäischen Flugverkehr vor einigen Jahren das Leben ja recht schwer gemacht hat mit seiner Aschewolke.
Als ersten Programmpunkt unternehmen wir eine Schneeschuhwanderung am Gletscher Myrdalsjökull, wo wir hören, dass auch Island von der Erderwärmung nicht verschont bleibt: der Gletscher schmolz in den letzten Jahren um 20 Meter.
Highlights des Tages waren die Ausflüge zu den heißen Quellen von Haukadalur, zum Gullfoss Wasserfall und in den Nationalpark Pingvellir – diese Tour wird oft als „Golden Circle Tour“ bezeichnet.
In Island gibt es offiziell rund 30 Geysire, wovon die meisten jedoch, wenn überhaupt, nur gelegentlich ausbrechen. Die beiden „verlässlichsten“ sind der Große Geysir und der Strokkur in Haukadalur. Der Große Geysir (übrigens Namensgeber für alle Geysire weltweit) war früher sehr aktiv, mittlerweile muss man aber schon sehr viel Glück haben um einen Ausbruch live zu erleben. Gleich daneben aber befindet sich der Strokkur, der im Abstand von wenigen Minuten aktiv ist und Wasserfontänen von über 30 Metern in die Luft schießt. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Ebenso beeindruckend ist der Wasserfall „Gullfoss“, welchen wir danach besichtigen: Über zwei gewaltige, fast im rechten Winkel aufeinanderstehende Stufen stürzt das Wasser des Gletscherflusses Hvítá in eine 2,5km lange und 70 m tiefe Schlucht. An warmen Sommertagen donnern pro Sekunde bis zu 1200m³ Wasser in die Tiefe. Ohrenbetäubend.
Mit einem Dutzend Bildern von diesem imposanten Wasserfall in der Tasche geht es weiter zum Nationalpark Thingvellir. Dort sehen wir die Allmännerschlucht, einen spektakulären Grabenbruch zwischen amerikanischer und europäischer Kontinentalplatte. Nirgendwo sonst ist Geologie anschaulicher als hier – jedes Jahr driften die eurasische und die nordamerikanische Platte einige Zentimeter weiter auseinander und vergrößern so die klaffende Schlucht. Hier steht man mit einem Bein in Europa und mit dem anderen in Amerika. Witzig!
Für die Isländer ist Thingvellir aber nicht nur wegen seiner Geologie ein magischer Ort. Viele Jahrhunderte lang wurde hier die Geschichte des Landes geschrieben. 930 nach Chr. wurde hier das Althing gegründet, das älteste noch existierende Parlament der Welt. Island war in seinen ersten Jahren ein Land ohne König und wurde von Gebietshäuptlingen, den Goden, gesteuert. Diese trafen im Sommer in Thingvellir zusammen um Gesetze zu beschließen und Streitigkeiten zu schlichten.
Tag 3
Heute widmen wir uns der Hauptstadt Islands: Reykjavik (heißt übersetzt: rauchende Bucht). Wir sehen die alte Kirche Hallgrimskirkja und das neue, architektonisch sehr interessante Konzerthaus Harpa, welches einen internationalen Architektenpreis nach dem anderen gewinnt.
In Reykjavik lebt über ein Drittel der isländischen Bevölkerung. Kein Wunder befinden sich doch zahlreiche Schulen und Universitäten hier. Reykjavík ist nicht nur das wirtschaftliche und politische Zentrum des Landes, sondern auch das kulturelle. Zahlreiche Galerien, welche oft jungen und noch nicht so bekannten Künstlern Gelegenheit bieten ihre Werke auszustellen, finden sich in den kleinen Seitenstraßen des Laugavegur (der Haupteinkaufsstraße). Zudem verbreiten viele Designerläden mit ihren ungewöhnlichen Mode-Kreationen sowie die lebendige Café- und Barszene ein sehr jugendliches Flair.
Am Nachmittag besuchen wir noch den Reitstall Íshestar und wagen uns auf den Rücken der berühmten Islandpferde. Dieses Reitzentrum befindet sich nur etwa 10 Minuten Fahrzeit von Reykjavik entfernt. Die Anlage und ihre schöne Umgebung bieten endlose Möglichkeiten zu unterschiedlichen Ausritten. Die Mitarbeiter sind ehrlich darum bemüht, für jeden das passende Pferd zu finden. Dabei steht die Sicherheit des Einzelnen im Vordergund (Helme, Overalls und Reitstiefel werden ausgeliehen). Trotzdem die Pferde so klein sind (man nennt sie ja auch Islandponys) sollte man beim Absteigen vorsichtig sein und auf das hören was einem gesagt wird. Jedenfalls es besser machen als die Autorin dieser Zeilen: Nämlich langsam und nicht hektisch vom Pferd steigen. Sonst nimmt man nicht nur fantastische Eindrücke von Island mit nach Hause sondern auch einige blaue Flecken…