Kaum eine Insel ist mit so vielen Vorurteilen und Klischees behaftet wie Mallorca. Gerade deshalb war ich sehr gespannt, was die Insel abseits des Ballermann-Massentourismus noch so zu bieten hat. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Sigrid Brunner, Juni 2022
Anreise:
Wir fliegen ab Zürich mit CHAIR-Air. Eine kleine Schweizer Charterfluggesellschaft. Alles reibungslos, gibt nichts zu beanstanden. Der Flug ist pünktlich, das Personal freundlich. Mehr erwartet man ja auch schon nicht mehr auf einem Kurzstreckenflug.
Bei der Ankunft erwartet uns eine positive Überraschung – da wir anscheinend die einzigen sind, die an diesem Tag in Richtung Norden fahren, kommen wir in den Genuss eines Privattransfers direkt nach Canyamel. Fängt schon mal entspannt an.
Aufenthalt:
Unsere Apartmentanlage liegt mitten in dem kleinen Ort, ein paar hundert Meter vom Strand entfernt, ringsum einige nette Restaurants, die wir im Zuge unseres Aufenthalts fast alle einmal ausprobieren. Canyamel ist auch Ende Juni, also schon am Beginn der Hauptsaison, noch nicht überlaufen. Ein Plätzchen in einem der Restaurants finden wir fast immer auch ohne Reservierung. Das Publikum ist größtenteils schon älteren Semesters, es sind aber auch viele junge Pärchen hier. Alles in allem ein angenehmer und ruhiger Ausgangsort für unsere Inselerkundung.
Ab dem 3. Tag haben wir uns einen Mietwagen bestellt. Die Übergabe erfolgt reibungslos, rasch, sehr freundlich. In einer halben Stunde haben wir unseren kleinen Opel Corsa, mit dem wir zunächst einmal die nähere Umgebung erkunden. Das kleine Städtchen Artà ist definitiv einen Besuch wert. Die komplett erhaltene Burganlage thront über dem mittelalterlichen Städtchen, in dem viele Geschäfte und Cafés zum Flanieren einladen. Ein sehr gelungener Tagesausflug.
Unser Strand in Canyamel ist zwar recht nett, aber wir denken das geht sicher noch besser. So ist es auch. Entlang der Nordküste gibt es viele kleine Calas (Buchten) mit feinem weißem Sand und kristallklarem, türkisem Wasser. Besonders schön fand ich die Cala Torta. Der Weg dorthin ist zwar etwas beschwerlich, denn die Straße ist mit einem normalen Auto nicht befahrbar (teilweise riesige Schlaglöcher). Wie gehen ca. 1km vom nächsten Parkplatz, werden aber mit einem Traumstrand belohnt. Außer einem Rettungsschwimmerhäuschen und einem Melonenverkäufer mit Schubkarre gibt es keine Infrastruktur. Dafür sind die Besucherzahlen trotz Hauptsaison überschaubar – perfekt.
Am nächsten Tag ist wieder ein bisschen Kultur angesagt und wir durchqueren die Insel in Richtung Westen ins Tramuntana-Gebirge. Valldemossa ist das erste Ziel. Schon ziemlich touristisch hier, obwohl der Ort natürlich traumhaft schön im Gebirge liegt. Schon von weitem ein toller Anblick. Hier sind uns aber zu viele Menschen, wir fahren weiter nach Deía. Ein ebenso schöner, kleiner Künstlerort ein paar kurvige Kilometer weiter. Auch hier haben natürlich die Touristenströme schon hingefunden, aber wenn man vormittags kommt, ist es noch nicht so schlimm und sobald man zweimal um die Ecke biegt, ist man auch schon wieder allein. Hier haben wir eines der besten Mittagessen unseres Urlaubs: Restaurant Can na Marca.
Unser Auto geben wir nach fünf Tagen wieder zurück – noch problemloser, wir lassen den Schlüssel einfach an der Hotelrezeption – fertig.
An den Ort gebunden sind wir trotzdem nicht. Es gibt relativ gute Busverbindungen überall auf die Insel.
Wir wollen noch ein bisschen Strandpartyfeeling in den letzten Tagen und fahren nach Cala Rajada und dort zum Strand Cala Agulla. Eine lange, wunderschöne Sandbucht, mit zwei großen Bars am Anfang und entlang der Bucht noch zwei kleinen Strandbars. Je weiter man den Strand entlang geht, desto ruhiger wird es. Für uns der ideale Strand zum Schwimmen und ein bisschen an der Strandbar Cocktails trinken. Hier ist eindeutig schon mehr los und man bekommt einen Eindruck von der „Partyinsel“ Mallorca.
Mein Fazit:
Urlaub bei Profis ist meine Überschrift, weil die Organisation von vorne bis hinten wirklich top war. Angefangen von der Infrastruktur vor Ort (selbst in den kleinsten Orten gibt es gratis oder zumindest günstige öffentliche Parkplätze) über die reibungslose Mietwagenübernahme und die hohe Dichte an Restaurants, Bars und Einkaufsmöglichkeiten, selbst in einem ruhigen Ort wie Canyamel. Besonders beeindruckt war ich von den öffentlichen Verkehrsmitteln. Man steigt in den Bus, hält seine Maestro-Karte an ein Lesegerät beim Einsteigen und dann wieder beim Aussteigen und hat die Fahrt somit bezahlt. Die Busse sind klimatisiert und der Fahrplan wird eingehalten. Alles sehr unkompliziert und professionell. Selbst als wir beim Rückflug einen sehr langen Aufenthalt am Flughafen haben (Technisches Gebrechen des Flugzeugs), werden wir am Airport gut informiert, erhalten Essensgutscheine und man hat die ganze Zeit das Gefühl gut betreut zu sein. Profis eben.